Samstag, 10. August 2013

und plötzlich schießt's uns von der Pad

05.08.2013
(geschrieben von Stephan)
Der Morgen beginnt nebelig und hundekalt. So fällt es uns nicht schwer, von Walvis Bay Abschied zu nehmen. Die Kinder frühstücken schnell ein paar Cornflakes und wir packen das Auto. Und wie es der Teufel will, ist die Autobatterie nieder. Der Versuch anzuschieben schlägt fehlt und schließlich hilft uns ein Mitarbeiter der Unterkunft und gibt uns mit seinem Auto Starthilfe.
Wir fahren ins Stadtzentrum, um ein paar Einkäufe zu tätigen und gehen auch in ein nettes, versteckt gelegenes Café und frühstücken ordentlich mit Omlett, Pfannkuchen und Rührei mit Schinken. Falk hat keinen Appetit und wirkt abgeschlagen. Auf dem Parkplatz muß er sich plötzlich übergeben.
Wohnen in Walvis Baai

Gegen 10.00 Uhr geht es hinaus über die C14 in die Wüste. Die ersten 10km sind in dicken Staub gehüllt. Es ist fast nichts zu erkennen. Ein Baulaster nach dem anderen donnert uns entgegen und stiebt uns kräftig ein.
An der Bahnlinie schaufeln über ein dutzend Leute die vom Sand zugewehten Gleise frei. 
Freischaufeln der Gleise
Bald darauf lässt der Betrieb auf der Pad nach und die Sicht wird wieder frei. Trockene Einöde umgibt uns. Nach einigen Kilometern erreichen wir unseren ersten Zwischenstopp, den Vogelfederberg. Falk schläft und ich kraxle mit Felix im Fels umher, während die Mädels sich im schattigen Felsüberhang bequem machen.
Falk geht es nicht gut. Ihm ist immernoch schlecht.
auf dem Vogelfederberg
Wo führt uns Stephan jetzt wohl wieder hin!

Wir beschließen unseren Übernachtungsplatz Mirabib nicht anzusteuern, sondern direkt das Übernächste Etappenziel Tsondab Valley anzusteuern. Die Pad ist in einem schlechten Zustand. Kein Vergleich zu meinen früheren Fahrten. Immer wieder Wellblech. Wir werden kräftig durchgeschüttelt.
Auf halber Strecke gibt es plötzlich einen Knall und das Auto bricht steil nach links aus, durchpflügt den weichen Sandwall am Straßenrand, donnert durch die spärliche Vegetation und überspingt einen kleinen Graben, während es sich bedenklich nach rechts neigt. Wie im Traum reagiere ich richtig und lenke nach rechts. Nur nicht umkippen! Das Auto sackt zurück in die Waagerechte und kommt nach ca. 30 Metern neben der Pad zum stehen.
Puh! Das ist wohl gerade noch einmal gut gegangen.
Aussteigen und Schadensanalyse. Des Hinterrad vom Syncro hinten links hat es zerlegt und zu aller Verwunderung ist das rechte Rad des Trailers auch platt. Hat es seinen Geist beim Schleudern aufgegeben?
In glühender Mittagshitze mache ich mich an den doppelten Radwechsel. Wärend dessen stürmt Falk wieder schlaftrunken aus dem Auto und düngt, sich übergebend, die Wüste. 
Beinahe Unfall inmitten der Wüste
der Rest vom Reifen
unser unfreiwilliger Abzweig

Eine halbe Stunde später geht die Fahrt auf der Piste weiter. Auf Grund dieses Vorfalls erlaubt Katja mir nur noch mit max. 70kmh zu fahren. Da die Piste stetig leicht ansteigt und unser Fahrzeug nebst Trailer schwer beladen ist, gibt der Motor auch nicht viel mehr her. Habe ich schon erwähnt, dass der Drehzahlmesser konstant bei 1000 Upm steht? ;-)
Egal. Wir erreichen schließlich den Kuisebcanyon und rasten im Schatten unter der Brücke. Dabei muss ich beim obligatorischem Check der Räder feststellen, dass nun der Stoßdämpfer hinten rechts das zeitliche gesegnet und sich das Genick gebrochen hat. Ich bin den Stoßdämpfer notdürftig mit Kabelbindern nach oben, damit er nicht auf dem Boden schleift.
Mittagsras am Kuiseb
Kuiseb Bridge

Wir erreichen den Abzweig zum Gamsbergpass und spüren eine gewisse Art Heimat :-)
Die Rotstockberge leuchten im heißen Nachmittagslicht und die ersten roten Sanddünen leigen am Wegesrand. Die Pad zieht sich in die Länge und Falk braucht schon wieder einen Notstopp.  Doch endlich erreichen wir die Kreuzung mit dem Tor in Tsondab Valley. Noch 18km geht es auf sandiger Pad durchs Farmgelände. Viele Oryx Antilopen stehen wie zu unserer Bergrüßung unweit der Pad im kurzgefressenen Gras. 
Begrüßungs Oryx
 Die Landschaft ist herrlich, aber kaum wiederzuerkennen. 2009 war ich im März zur Regenzeit hier und da war dass Land üppig grün mit hohem Gras und vielen Blumen. Jetzt nach dem ausbleiben der letzten Regenzeit ist alles grau und braun und kurzgefressen. Die Nachmittagssonne zaubert schon schöne Farben in die Berge und wir erreichen gegen 16 Uhr den Campingplatz.
Wir werden von Kristin herzlich begrüßt und suchen und den Campground nah der wunderschön gelegenen Sanitäranlagen aus.
Für mich zählen die Duschen und das WC zu den schönstgelegenen in ganz Namibia. Die Anlagen sind liebevoll in den überhängenden Fels gehauhen und beim verrichten des Geschäfts schweift der Blick endloß über das baumbestandene Tsondab Valley bis in die Berge und die roten Dünen. Schöner geht es nicht.
Während Falk sich wieder übergeben muss, bauen wir unser Dach- und Bodenzelt auf. Ich mache Feuer und wir richten uns wohnlich ein. Falk bekommt geriebenen Apfel und Tee.
Zu später Stunde kommen auf den Nachbarcampground weitere Gäste an. Es sind Deutsche und ich hatte schon über das Internetforum Kontakt zu ihnen. Wie der Zufall es so will, bekommen wir ein paar Kügelchen eines homöopathischen Antibrechmittels für Falk. Ab es an den Kügelchen liegt, oder nicht, jedenfalls geht es Falk langsam besser.
Nach dem Abendessen baue ich wie immer meine Kameras für die nächtlichen Aufnahmen auf und ich freue mich, als ich an meinem Lieblingsbaum von 2009 sitze und die unzähligen Sterne der Milchstraße bewundern kann.
Wir unterhalten uns noch ein wenig mit unseren Nachbarn und sind recht schnell in unseren Zelten verschwunden. ab und an dringt das Heulen der Schakale  in unser Ohr, welches von den drei Dackeln der Farm mit kurzem Bellen beantwortet wird.
Es wird wieder recht kühl gegen morgen.



1 Kommentar:

  1. Lieber Stephan, Deine Erzaehlungen sind wundervoll zu lesen.
    Liebe Gruesse Dir und Euch
    Waltraud

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